Zur Menschenrechtssituation im Iran
Stern

Bahá'í Österreich

Drohende Fortsetzung der Haft nach Herzoperation
Pressemitteilungen
Veröffentlicht:
22.1.2025

Wien, Januar 2025 – Nach 13 Jahren Haft aufgrund ihres Glaubens wurde die 71-jährige Bahá’í Mahvash Sabet am 18. Dezember am offenen Herzen operiert.

Ihr wurde ein Monat gewährt, bevor sie erneut in das berüchtigte Evin-Gefängnis zurückgebracht werden sollte, um den Rest ihrer zweiten zehnjährigen Haftstrafe abzusitzen. Die Internationale Bahá’í-Gemeinde und die Bahá’í-Gemeinde in Österreich fordern ihre sofortige und bedingungslose Freilassung sowie die Aufhebung ihrer Haftstrafe.

Frau Sabet war Mitglied eines inzwischen aufgelösten informellen Teams, das sich um die grundlegenden seelsorgerischen Bedürfnisse der iranischen Bahá’í-Gemeinde kümmerte, bevor sie 2008 im Evin Gefängnis verhaftet und zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde. Dr. Shirin Ebadi, Friedensnobelpreisträgerin und damalige Verteidigerin von Mahvash Sabet sagte, es gebe „nicht den geringsten Beweis“ für die von der iranischen Regierung erhobenen Vorwürfe in Bezug auf die nationale Sicherheit, die „Verbreitung von Korruption auf der Erde“ und andere Anklagepunkte.

Im Juli 2022, während einer verschärften Verfolgung der Bahá’í im Iran, die von einer Verhaftungswelle und der Zerstörung zahlreicher Häuser von Bahá’í-Bauern mit Bulldozern begleitet war, wurde Mahvash Sabet erneut festgenommen, obwohl sie an Covid litt. In einer erniedrigenden, einstündigen Verhandlung wurde sie erneut zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Ihre erste Haftstrafe von zehn Jahren hatte sie erst 2017 vollständig verbüßt.

Am 15. Dezember 2022 wurde in einer Plenarsitzung des Parlaments ausdrücklich die Freilassung von Mahvash Sabet gefordert. Gleichzeitig wurden die Entschließungsanträge 1856 und 1855 verabschiedet, die ein Ende der Verfolgung sowie den Schutz ethnischer und religiöser Minderheiten, darunter der Bahá’í, verlangen. Der Begleittext betonte die zunehmende Verschärfung der Menschenrechtsverletzungen gegen die Bahá’í, die auch von wirtschaftlicher Diskriminierung bis hin zu umfassende soziale Ausgrenzung reichen.

Während ihrer zweiten Inhaftierung wurde Frau Sabet eine angemessene medizinische Versorgung verweigert, obwohl sich ihr Gesundheitszustand weiter verschlechterte. Im Januar 2023 bestätigten mehrere Mitgefangene, darunter die Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi, die sich wiederholt für Mahvash Sabet eingesetzt hatte, die systematische Vernachlässigung ihrer Gesundheit durch die Gefängnisbehörden.

Im April 2023 wurde bekannt, dass Sicherheitsbeamte Frau Sabet während eines Verhörs im Evin-Gefängnis die Knie gebrochen haben sollen. Die US-Kommission für internationale Religionsfreiheit (USCIRF) äußerte am 13. Dezember ihre tiefe Besorgnis und erklärte, dass die iranischen Behörden Frau Sabet im Gefängnis „wiederholt gefoltert“ hätten.

„Dreizehn Jahre Leid – Unrecht, Isolation und Misshandlungen –, einzig und allein wegen ihres Glaubens. Heute kämpft Frau Sabet mit den Folgen einer mehrfach hinausgezögerten Herzoperation. Warum gewährt man ihr in diesem kritischen Zustand nicht die Freiheit, die sie nie hätte verlieren dürfen? Und wie kann es überhaupt moralisch vertretbar sein, sie zurück ins Gefängnis zu schicken – bis zu ihrem 79. Lebensjahr?“ fragt Isma Forghani, Menschenrechtsbeauftragte der Bahá’í-Gemeinde in Österreich.

„Die Welt kennt Mahvash Sabet als furchtlose Verfechterin der Menschenrechte. Ihre beeindruckende Resilienz ist eine Quelle der Inspiration für uns alle. Zugleich sind wir zutiefst erschüttert über das Ausmaß der Schäden an ihrem Leben und ihrer Gesundheit. Wir fordern die sofortige und bedingungslose Freilassung von Mahvash Sabet, die Aufhebung ihrer Haftstrafe und die klare Zusicherung der iranischen Behörden, dass sie niemals erneut inhaftiert, wird“, erklärt Simin Fahandej, Vertreterin der Bahá’í Internationalen Gemeinschaft (BIC) bei den Vereinten Nationen in Genf.

Mahvash Sabets Resilienz zeigt sich in ihrer Poesie, die sie während ihrer ersten Inhaftierung im Evin-Gefängnis verfasste. 2017 wurde sie vom internationalen PEN-Club als „International Writer of Courage“ ausgezeichnet, und der österreichische PEN-Club ernannte sie zum Ehrenmitglied. Ihre Gedichte, übersetzt vom PEN-Präsidenten Dr. A. Helmuth Niederle, erschienen in den Bänden Keine Grenzen (2017) und Traurig, bin ich nicht (2024). Niederle betont: „Frei von Bitterkeit fordert Frau Sabet die Freiheit des Denkens. Sie bleibt ihrem Bahá'í-Glauben treu und weiß, dass alle Versuche, sie umzustimmen, scheitern werden. Ihre bedingungslose Freilassung ist unerlässlich!“ In Fortführung ihres langjährigen Engagements für Mahvash Sabet bei „Writers in Prison“ intensiviert die neue PEN-Präsidentin, Dr. Marion Wisinger, ihre Bemühungen, die Aufmerksamkeit auf die kritische Lage der Poetin und die Forderung nach ihrer Freilassung zu lenken.

Eine Resilienz, die weiterhin Bewunderung findet: Mahvash Sabet wurde von ihren Mitgefangenen als Mutterfigur wahrgenommen, darunter auch die Journalistin Roxana Saberi. Im Dezember 2023 würdigte die iranische Frauenrechtlerin Masih Alinejad ihren Mut und ihre Standhaftigkeit, indem sie einen ihrer Briefe vorlas. Dieser Brief sowie ein Gedicht von Mahvash Sabet wurden vom österreichischen Dirigenten Prof. Bijan Khadem-Missagh in der Komposition ‚Song of Evin‘ vertont und anlässlich des Tages der Menschenrechte 2024 mit Tina Heissler-Zormandan (Gesang), Monika Lang (Klavier) und Marina Waigl (Santur) der Öffentlichkeit vorgestellt.

„Weltweit erheben sich namhafte Organisationen, politische Vertreter, Künstler und auch anonyme Bürger gegen die systematische Verfolgung der Bahá’í im Iran. Besonders betroffen sind aktuell junge Mütter, ältere Frauen und Kranke, die unverhältnismäßigen Maßnahmen ausgesetzt sind. Mahvash Sabet, von ihren Mitgefangenen als ‚Mutter für alle‘ bezeichnet, ist längst zum Symbol dieser Unterdrückung geworden. Sie hätte niemals inhaftiert werden dürfen und darf nun aus gesundheitlichen Gründen unter keinen Umständen erneut ins Gefängnis zurückkehren. Die internationale Gemeinschaft muss der Beendigung der Verfolgung der Bahá’í höchste Priorität einräumen, um zu gewährleisten, dass solche Ungerechtigkeiten niemals wieder geschehen“, so Isma Forghani

Die Bahá’í, die größte nicht-muslimische religiöse Minderheit im Iran, sind seit der Islamischen Revolution 1979 einer staatlichen systematischen Verfolgung ausgesetzt. Der ehemalige UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte im Iran, Javaid Rehman, erklärte, dass die iranische Regierung die Bahá’í mit einer ‚„Absicht des Völkermordes ins Visier nimmt. Human Rights Watch bezeichnet diese Behandlung als Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch Verfolgung. UN-Sonderberichterstatter werfen dem Iran aktuell vor, gezielt Bahá’í-Frauen zu verfolgen.

zum OTS Pressroom
Rückfragen und Kontakt:

Bahá'i-Religionsgemeinschaft Österreich
Büro für Öffentlichkeitsarbeit

Frau Mag. Isma Forghani
isma.forghani@at.bahai.org

Gerne können Sie den Beitrag teilen auf:
Bahá’í Religionsgemeinschaft Österreich
Bahá'í Center Austria
Maroltingergasse 2
1140 Wien
Tel.: +43 (0)1 479 11 53
Email: office@bahai.at

Geschäftsführende Sekretärin:

Corinne Farid

Öffnungszeiten des Nationalen Bahá'í Sekretariats:

Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 9 bis 12 Uhr und
Mittwoch von 14 bis 18 Uhr
Das Sekretariat steht Ihnen auch telefonisch für Informationen zur Verfügung.

X Logo - früher Twitter
© YEAR Bahá’í Österreich - Bahá’í Religionsgemeinschaft Österreich