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Dr. Ziad Khatib
Fasten ist eine Praxis, die religiöse und kulturelle Grenzen überschreitet und sowohl geistig als auch körperlich tiefgreifende Vorteile bietet. Es ist eine Zeit der Erneuerung, der Selbstdisziplin und des geschärften Bewusstseins - nicht nur für das Göttliche, sondern auch für den eigenen Körper und die Gemeinschaft. In diesem Jahr begehen vier große religiöse Traditionen - das Judentum, das Christentum, der Islam und die Bahá'í-Religion - ihre jeweiligen Fastenzeiten gleichzeitig und schaffen so einen einzigartigen Moment der gemeinsamen Hingabe über Glaubensgrenzen hinweg.
Neben seiner tiefen spirituellen Bedeutung hat das Fasten auch gut dokumentierte Vorteile für die öffentliche Gesundheit. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass kontrolliertes Fasten den Stoffwechsel verbessern, den Blutzuckerspiegel regulieren, Entzündungen reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden fördern kann. Es fördert eine bewusste Ernährung, entgiftet den Körper und stärkt die psychische Widerstandskraft. Wenn das Fasten in Maßen und unter gesunden Bedingungen praktiziert wird, ist es nicht nur ein Weg zur spirituellen Erhebung, sondern auch ein Mittel zur Erhaltung der körperlichen Gesundheit und Ausgeglichenheit.
Bahá'u'lláh erinnert uns daran:
„Alle Menschen sind dazu geschaffen, eine sich ständig weiterentwickelnde Zivilisation voranzubringen.“
Eine Zivilisation, die körperlich und geistig gedeiht, erfordert sowohl innere Reinigung als auch äußeres Wohlbefinden. Das Fasten trägt dazu bei, indem es die Selbstdisziplin fördert und die Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele stärkt.
Im Judentum ist das Esther-Fasten eine Zeit der Besinnung, des Gebets und der Demut. Es erinnert an die Kraft der spirituellen Vorbereitung, die Bedeutung der Suche nach göttlicher Hilfe in schwierigen Zeiten und die Rolle des Fastens als Akt der inneren Reinigung. Es wird vor Purim gefeiert, einem Fest der Dankbarkeit, der Freude und des Triumphs des Guten über das Böse.
Im Judentum geht es beim Fasten nicht nur um körperliche Enthaltsamkeit, sondern auch um die Entwicklung von Selbstbeherrschung und Achtsamkeit. Die jüdische Lehre betont, wie wichtig es ist, beim Fastenbrechen Maß zu halten, um sicherzustellen, dass die Rückkehr zum Essen mit Dankbarkeit und Ausgeglichenheit erfolgt. Der Talmud rät von übermäßigem Genuss ab und lehrt, dass übermäßiges Schlemmen nach dem Fasten die Vorteile der spirituellen Disziplin zunichte macht.
„Geh und versammle alle Juden, die in Susa sind, und faste für mich und esse und trinke drei Tage lang weder bei Tag noch bei Nacht“ (Esther 4:16)
Aus gesundheitspolitischer Sicht kann das Fasten im Judentum dazu beitragen, die Verdauung zu regulieren, gesunde Essgewohnheiten zu vermitteln und die Selbstdisziplin zu fördern, was sowohl dem Geistigen als auch dem körperlichen Wohlbefinden zugute kommt.
Die Fastenzeit ist eine 40-tägige Zeit des Fastens, Betens und der Selbstprüfung, die auf Ostern hinführt. Sie geht auf die 40 Tage zurück, die Jesus Christus in der Wüste fastete, und lädt die Gläubigen ein, ihren Glauben durch Opfer und Disziplin zu vertiefen. Die einen verzichten auf bestimmte Nahrungsmittel wie Fleisch, die anderen auf Genussmittel, um Selbstbeherrschung und Dankbarkeit zu stärken.
Spirituell gesehen ist die Fastenzeit eine Zeit der Demut und Erneuerung, in der sich Christen mit reinem Herzen auf die Auferstehung Christi vorbereiten können. In körperlicher Hinsicht kann das Fasten gesündere Essgewohnheiten fördern, die Langlebigkeit unterstützen und die geistige Klarheit verbessern. Durch den Verzicht auf verarbeitete Lebensmittel und die Konzentration auf Einfachheit bietet die Fastenzeit die Möglichkeit, die Essgewohnheiten zu ändern und das Wohlbefinden zu steigern.
„Wenn du fastest, salbe dein Haar und wasche dein Gesicht, damit die Menschen nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ (Matthäus 6,17-18)
Diese Bibelstelle betont die innere Natur des Fastens - sowohl als persönliche spirituelle Reise als auch als eine Praxis, die Widerstandskraft und Disziplin fördert.
Ramadan, der heiligste Monat im Islam, wird mit Fasten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang begangen, begleitet von vermehrten Gebeten, Wohltätigkeitsaktionen und tiefer spiritueller Besinnung. Er erinnert an den Monat, in dem der Koran offenbart wurde, und dient als Zeit der Erneuerung und Hingabe.
Die gesundheitlichen Vorteile des Fastens im Ramadan sind gut dokumentiert. Studien deuten darauf hin, dass intermittierendes Fasten - ähnlich wie das Fasten im Islam – die Insulinempfindlichkeit verbessern, Entzündungen reduzieren und die Herzgesundheit fördern kann. Darüber hinaus fördert der Ramadan eine bewusste Ernährung, bei der der Schwerpunkt auf nahrhaften, ausgewogenen Mahlzeiten und nicht auf ununterbrochenem Essen liegt.
„O ihr, die ihr glaubt, euch ist das Fasten vorgeschrieben, wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren, damit ihr gottesfürchtig seid.“ (Koran 2:183)
Das Fasten im Ramadan steigert nicht nur das spirituelle Bewusstsein, sondern fördert auch mehr Selbstdisziplin und Dankbarkeit, was sowohl die individuelle Gesundheit als auch den sozialen Zusammenhalt stärkt.
Das Bahá'í-Fasten findet im letzten Monat des Bahá'í-Kalenders statt, vor Naw-Rúz, dem Bahá'í-Neujahr. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang verzichten die Bahá'í auf Essen und Trinken und nutzen die Zeit für Gebet, Meditation und Besinnung. Das Fasten gilt als Zeit der Reinigung und Erneuerung, die die Seele auf einen größeren Dienst an der Menschheit vorbereitet.
Aus Sicht der öffentlichen Gesundheit steht das Bahá'í-Fasten im Einklang mit modernen Studien zum intermittierenden Fasten, die Vorteile wie verbesserte geistige Klarheit, verbesserten Stoffwechsel und die Förderung zellulärer Reparaturprozesse belegen. Diese Praxis fördert die Achtsamkeit in Bezug auf Essgewohnheiten und schärft das Bewusstsein für körperliche und geistige Bedürfnisse.
Bahá'u'lláh beschreibt das Fasten folgendermaßen:
„Wahrlich, ich sage, das Fasten ist das höchste Heilmittel und die größte Heilung für die Krankheit des Selbst und der Leidenschaft.“
Das Bahá'í-Fasten ist also nicht nur eine Zeit der spirituellen Erhebung, sondern auch eine ganzheitliche Praxis, die Körper und Seele nährt.
Obwohl jede dieser Fastentraditionen aus unterschiedlichen religiösen Lehren stammt, weisen sie alle auf eine tiefere Wahrheit hin: Im Herzen der Menschheit sind wir ein Volk, vereint in unserer Sehnsucht nach spiritueller Transformation. Fasten ist nicht nur ein Akt persönlicher Hingabe, sondern auch eine Erinnerung an unser gemeinsames Ziel - unseren Charakter zu verfeinern, anderen zu dienen und dem Göttlichen näher zu kommen.
Bahá'u'lláh bestätigt diese universelle Verbindung:
„Ihr seid die Früchte eines Baumes und die Blätter eines Zweiges“. (Die verborgenen Worte)
Diese zeitlose Wahrheit erinnert uns daran, dass wir, obwohl wir aus unterschiedlichen Hintergründen und Traditionen kommen, durch die gleiche spirituelle Essenz verbunden sind. Die Prinzipien des Fastens - Selbstdisziplin, Dankbarkeit und Achtsamkeit - sind nicht auf eine bestimmte Religion beschränkt, sondern Teil einer universellen spirituellen Reise, die die gesamte Menschheit vereint.
Wenn die Juden Purim feiern, die Christen die Fastenzeit begehen, die Muslime den Ramadan beginnen und die Bahá'í ihr Fasten begehen, können wir diese heiligen Traditionen als Spiegel unseres gemeinsamen spirituellen Erbes betrachten. Möge dies eine Zeit nicht nur des persönlichen Wachstums, sondern auch des tieferen interreligiösen Verständnisses sein - eine Zeit, in der wir erkennen, dass unter den äußeren Unterschieden der Religionen die menschliche Seele dieselbe bleibt und sich nach Wahrheit, Liebe und Einheit sehnt. Durch das Fasten disziplinieren wir nicht nur unseren Körper, sondern erwecken auch unser Herz für die Realität, dass wir alle gemeinsam auf demselben heiligen Weg sind.
Geschäftsführende Sekretärin:
Corinne Farid
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(ausgenommen sind gesetzliche und Bahá'í-Feiertage)
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