Humanistische Organisationen machten das Leben immer schon besser und für viele Menschen erst erträglich. Stellvertretend einige Große: Rotes Kreuz, SOS Kinderdorf, Caritas, Diakonie, Care International, Ärzte ohne Grenzen und viele andere. Der Verein "Attac" wurde erst 1998 gegründet. Mit weltweit 90000 Mitgliedern (in Deutschland 30000, in Österreich 5000) setzten sie sich für ein gerechtes Steuersystem, eine Spekulationssteuer, Mindestlöhne, gerechten Welthandel und Umwelt ein.
Die humanistischen Vereine setzen sich für den evolutionären Humanismus und die humanistische Psychologie ein, die um 1950 gegründet wurden. Die ganze Menschlichkeit ist hier zusammengefasst. Die menschliche Natur ist so komplex, dass wir sie unter vielen Gesichtspunkten sehen müssen. Zu Philosophie und Psychologie gehören viele Bereiche wie Wirtschaft, Ethik, Management, Erziehung, Ausbildung, Kunst, Liebe und Spiritualität. Das oberste Ziel ist ein gutes Leben, frei von jeder zwanghaften Ideologie. Humanismus ist die Aufforderung zur Umsetzung von Freiheit und Menschlichkeit weltweit mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Alle Religionen sowie Atheismus sind gleich wertvoll, wenn sie menschlich gelebt werden. Das Ziel ist, einerseits die Mühseligkeit der Existenz zu erleichtern, andererseits die riesigen menschlichen Potenziale zur Entfaltung zu bringen. Die Summe vieler Kleinigkeiten führt zum Ziel, daher sollte jeder Mensch je nach seinen Möglichkeiten etwas beitragen. Denken ohne Verantwortungsbewusstsein hilft uns nicht weiter.
Die größten und bekanntesten Vereine: Giordano Bruno Stiftung in Oberwesel, humanistischer Verband Deutschland in jedem Bundesland (HVD), Humanistische Vereinigung in Nürnberg (HV), Humanistischer Verband Österreich (HVÖ). Sie setzen sich für Menschenrechte und weltweite Religionsfreiheit ein. Zum Standardprogramm gehören Gesellschaftskritik, Aufklärung und Information über Wissenschaft und Politik, sowie vielfältige Bildungsangebote. Der größte HVD ist in Berlin-Brandenburg. Zu ihren Bildungsangeboten gehören Kitas, Schulen und eine humanistische Hochschule. Sie machen Familienberatung, Jugend- und Seniorenbetreuung. HV Nürnberg besteht seit 1848. Sie haben Kitas in mehreren Städten, eine humanistische Grundschule in Fürth, ein Museum in Berlin, Weiterbildungsprogramme, Jugendgruppen und Jugendfeiern.
Diese Vereinigungen konzentrieren sich nur auf das eine Leben und lehnen irgend ein Weiterleben nach dem Tod ab. Dadurch unternehmen sie Großartiges für die dringlichen Bedürfnisse der Menschen. Die Spiritualität auszuklammern, widerspricht allerdings der menschlichen Natur einer sehr großen Mehrheit. Eine Neuausrichtung zeichnet sich ab: Der Philosoph Markus Gabriel, der an der Uni Bonn lehrt, vertritt den Neurealismus, der um 1960 von italienischen Philosophen begründet wurde. Er begründet eine neue realistische Metaphysik, in der auch die Spiritualität wieder Platz hat.
Mit dem Ziel einer universellen Religion wurde diese Lehre um 1850 im Iran gegründet und von Anfang an bis heute bekämpft. Es gibt keinen Klerus, keine Priester und jeder Mensch hat die Freiheit, selbst herauszufinden, was für ihn richtig ist. Man wird nicht hineingeboren, sondern entscheidet sich erst ab einem Alter von 15 Jahren. Nach der Bahailehre haben die Stifter der Weltreligionen die Menschheit dazu angespornt, ihren Charakter zu veredeln und sich zu immer größeren Gesellschaften zu entwickeln. Die obersten Ziele des Gründers Bahá’u’lláh sind die Vereinigung der gesamten Menschheit und ein dauerhafter Weltfriede, natürlich auch Frieden und Konsens mit allen Religionen. Die sozialen Gegensätze und die großen Unterschiede von arm und reich sind abzubauen.
Die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Religion ist ein zentrales Prinzip. Der Stifter sagte, Religion ohne Wissenschaft arte in Aberglauben und Fanatismus aus, während Wissenschaft ohne Religion zu Materialismus wird. Albert Einstein sagte, das Wesen der Religion ist, dass man sich in die Haut des anderen versetzen kann, sich mit ihm zu freuen und mit ihm leiden zu können. Hier schließt sich der Kreis mit dem Humanismus. Nach Bahá’u’lláh ist der Mensch ein vernunftbegabtes Wesen, reich an Talenten und Fähigkeiten, die mit allen Wissenschaften zum Gesamtwohl der großen Menschheitsfamilie umzusetzen sind. Das ist der oberste Auftrag von Gott. Gott wünscht, dass wir Ihn erkennen und anbeten aber genauso auch Dienst an Menschen und Natur leisten, da nur durch beides der Mensch sich veredeln und entwickeln kann.
Gott ist gemäß den Bahá’í-Schriften Seinem Wesen der menschlichen Erkenntnis nicht zugänglich.
Das Wort Pantheismus kommt aus dem Griechischen. Pan heißt „alles“ und „Theos“ heißt Gott. Damit ist gemeint, dass Gott alles ist und alles Gott ist. Pantheisten glauben, dass die Schöpfung ein Teil von Gott ist. Im Gegensatz dazu glauben zum Beispiel Anhänger im Judentum, Christentum, Islam und Bahaitum, dass Gott die Welt und das Universum erschaffen hat.
Laut den Bahaischriften können wir die Eigenschaften Gottes in der Natur erkennen.
Dagegen sieht Pantheismus Gott als die Ganzheit der Natur an, den nicht nur Wissenschaftler wie Einstein und Schrödinger vertreten, sondern auch Goethe und Schiller. Genau zum Bahaitum passt der Panentheismus, Gott ist größer als das Universum und steht über der Natur. Das entspricht der Ganzheit einer noch viel größeren Natur als das gesamte Universum.
Nach Bahai besteht der tiefere Sinn des Lebens darin, Gott anzuerkennen, zu lieben und näher zu kommen. Sowohl Gebet und Meditation als auch praktischer Dienst an der Gesellschaft sind wesentlich. Nach dem Tod lebt die Seele unabhängig von Raum und Zeit weiter und setzt ihre ewige Reise zu Gott fort.
Genauso gut wie im Pantheismus und im Panentheismus passt das Wesentliche des christlichen Gottesbildes dazu. Der Kern des Christentums ist nach Jesus in der Bibel: "Du sollst deinen Gott lieben mit deinen ganzen Kräften, mit allen Gefühlen und deinem ganzen Gemüt, und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Wenn wir als Gott die Ganzheit der Natur einsetzen, dann werden wir die Umwelt und das Klima besser behandeln. Als Beispiel noch den Buddhismus, eine andere Weltreligion. Im Zen Buddhismus steht: "Das Mitgefühl ist die größte Kraft im Universum, die alles zusammenhält."
Alle Religionsstifter sind große Humanisten und das Bahaitum ist ein großer Schritt zur Verwirklichung ihrer Ideale.
Franz Lidauer, geboren 1951 in Oberösterreich, arbeitete als Ingenieur und Unternehmensberater. Nach der Pensionierung studierte er Soziologie und Lehramt für Oberstufe, Philosophie/Psychologie und Physik. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.
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